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Saarbrücker Zeitung Nr. 45 - Dienstag, 23. Februar 1999

Mit Hacke und Schippe in die Tiefe gegraben

 

Das Bergwerk Luisenthal ist 100 Jahre alt
1899 wurden die ersten Schächte angehauen
Wechselvolle Geschichte
Heute im Verbund mit dem Bergwerk Warndt

 

 

Muskelkraft war 1899 gefragt, als die Grube Luisenthal angehauen wurde.
Die blickt nun auf 100 Jahre Bergwerksgeschichte zurück.

Von VOLKER FUCHS

Luisenthal . Mit Hacke und Schippe bewirtschafteten um das Jahr 1719 Bauern den Hof Louisenthal. Mit Hacke und Schippen gruben 1731 Männer in Luisenthal nach Kohle und kratzten das schwarze Gold aus Flözen, die bis an die Erdoberfläche reichten. Hacke, Schippe und Muskelkraft waren auch noch im Jahre 1899 stark gefragt, als der Richardschacht I und der Delbrückschacht I angehauen wurden. Dieses Datum gilt seitdem als Geburtsstunde der Grube Luisenthal. Und die konnte nunmehr ihr 100 jähriges Jubiläum feiern. Schon vor der Gründung des Bergwerkes Luisenthal gab es in dem Gebiet Bergwerke, so die Gruben Groß- und Bauernwald (Gründung 1742), die im Jahre 1821 zur Grube Gerhard zusammengelegt wurden und mit dem Veltheimsstollen (1837) und weiteren Schächten zusätzliche Kohlevorräte erschlossen. Die Flammkohlenvorräte der Grube Gerhard gingen jedoch zur Neige, zudem wuchs der Bedarf an Fettkohle beträchtlich. Und die konnte dann ab 1906 aus dem Bergwerk Luisenthal gefördert werden. 1914 betrug die Jahresförderung der Grube 173 000 Tonnen. Im gleichen Jahr kam es zu einem großen Rückschlag. Wegen eines Brandes mußte die Grube unter Wasser gesetzt werden. Bis 1925 ruhte der Abbau.

Bei Schweißarbeiten an einem Förderkorb war ein glühender Bolzen in die Tiefe gefallen, hatte den Brand verursacht. Damals wurden die Stollen noch mit Holzstempeln gesichert. Später wurden sie durch Hydraulikstempel ersetzt. Bis zum modernen Schildausbau (1977) war es ein weiter Weg im Bergbau. In der Chronik des Bergwerkes heißt es zur Entwicklung der ersten Jahrzehnte: "Zwei Weltkriege, dazwischen eine weltweite Wirtschaftskrise, politische Veränderungen im Saarland, dadurch zwangsläufig wiederholter Wechsel der Besitzer der Saargruben und nicht zuletzt CH4- und Brandgefahr warfen die Grube in ihrer Entwicklung immer wieder zurück."
1941 kamen in Luisenthal bei einer Schlagwetterexplosion 31 Bergleute ums Leben. Der schwärzeste Tag für das Bergwerk war der 7. Februar 1962. Bei einer Schlagwetter-Kohlenstaubexplosion im Alsbachfeld starben 299 Bergleute. Das ganze Land war vor Entsetzen gelähmt. Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte einen Tag später:
"Die Gedanken des ganzen deutschen Volkes weilen in diesen Tagen im Saarland. Sie weilen bei den Opfern des furchtbaren Bergwerksunglücks von gestern, sie weilen bei den Angehörigen, bei den Hinterbliebenen ... Ich bin beauftragt, im Namen der Bundsregierung, ich darf wohl sagen im Namen des ganzen deutschen Volkes heute hier zu sagen, wie sehr unser Herz erfüllt ist von Trauer und von Mitleid und wie wir alle helfen wollen, das Leid wenigstens zu mildern, das so viele im Saarland betroffen hat."
1967 kommt es zu einem ersten Zusammenschluß. Mit Hilfe des 5,6 Kilometer langen Ludwigstollens wird Luisenthal mit der Grube Camphausen verbunden.
Luisenthal wird Förder- und Aufbereitungsstandort der Camphauser Kohle. Anfang der neunziger Jahre kündigt sich das Ende des selbständigen Bergwerks Luisenthal an. Der Aufsichtsrat der Saarbergwerke AG beschließt 1991, die beiden Gruben Warndt und Luisenthal zum Verbundbergwerk Warndt/Luisenthal zusamenzuschließen. Beide Gruben werden unterirdisch in 1100 Metern Tiefe mit einem Stollen verbunden, der 3,2 Kilometer lang ist. Der Durchschlag des Stollens erfolgt 1994. Am 23. Dezember 1994 wird zum letzten Mal Kohle in Luisenthal gefördert, seitdem wird diese im Bergwerk Warndt gehoben. 208 Millionen Mark investierte Saarberg in das Verbundbergwerk. Ziel die Förderung von 11 000 Tonnen Kohle täglich. Mitte letzten Jahres waren noch 3500 Bergleute im Verbundbergwerk beschäftigt. Die Belegschaft schrumpft weiter, bis spätestens 2005 sollen hier nur noch 3000 Menschen arbeiten. Der Bergbau unter Völklingen ist jedoch längst nicht mehr unumstritten. Zu Beginn der neunziger Jahre zogen Bürger, Bergschadensgemeinschaft Fürstenhausen und zeitweise auch die Stadt Völklingen gegen Saarberg vor Gericht, um den Kohleabbau im Westfeld zu verhindern, der vor allem Fürstenhausen in Mitleidenschaft zieht. Mittlerweile hat die Deutsche Steinkohle AG, Nachfolgerin von Saarberg, den Abbau von Kohle in weiteren Flözen des Westfeldes beantragt. Damit nicht genug. Das Bergwerk Warndt/Luisenthal will nun auch entgegen früheren Angaben weitere Kohle im Alsbachfeld abbauen. Von Schäden wäre dann erstmals auch der Völklinger Stadtteil Heidstock betroffen. Juristische Auseinandersetzungen sind in.beiden Fällen zu erwarten.